Fördermittel für Graphen und Computer

Zwei riesige Forschungskomplexe sind jetzt angeschoben worden und können pro Forschungsgebiet auf bis zu 500 Millionen Euro Fördermittel hoffen. Die Europäische Union und freie Sponsoren fördern massiv Grundlagen- und Anwendungsforschung um den Werkstoff Graphen. Hierbei handelt es sich um Flächen aus reinem Kohlenstoff, welcher auf atomarer Ebene ein Muster ähnlich wie eine Bienenwabe ausbildet. Die chemischen und physikalischen Bindungskräfte machen Graphen außerordentlich stabil. Sehr salopp und total vereinfacht ausgedrückt, ist Graphen in vielen Punkten wie eine nur zweidimensionale Diamantfläche, während ein echter Diamant dreidimensionale Kristalle ausbildet. Die extrem dünne Graphenfläche ist fast so hart wie Diamant und unglaublich zugfest – 125 mal stärker als Stahl und jeder bisher bekannten Kunstfaser überlegen. Entsprechend wird es Forschungen sowohl in Richtung einer mechanischen Nutzung, wie auch als Schutzoberfläche oder als Träger elektronischer Schaltungen geben. Die Entdecker des Graphens erhielten bereits 2010 den Nobelpreis.

Das zweite riesige Paket an Fördermitteln widmet sich dem menschlichen Gehirn. Forscher möchten mit Computern, also elektronischen Schaltkreisen, die komplette Funktionalität des menschlichen Gehirns nachbilden. Dies soll zu einem besseren Verständnis von der medizinischen Forschung bis hin zu neuen Behandlungsmethoden etwa bei Alzheimer reichen. Das gesamte Forschungsvorhaben läuft unter dem Arbeitstitel Human Brain Project. Bislang verfügt kein Computer über genügend Rechenleistung, um ein komplettes Gehirn nachzubilden. Die Forscher zählen bei ihrem Projekt auf zukünftige Generationen von Prozessoren, um überhaupt in Richtung der benötigten Rechenkapazitäten zu kommen. Im Umkehrschluss könnten in Zukunft durch Simulationen eines Gehirns neue Halbleiter entstehen, welche effizienter arbeiten als klassische Prozessoren.

Bei Forschungsgebiete sind extrem anspruchsvoll und können erhebliche Bedeutung auch für das tägliche Leben erlangen. So sind Handydisplays oder allgemein Anzeigen auf Graphenbasis denkbar – vor allem, wenn man sie mit organischen Leuchtdioden (AMOLED) verbindet. Auch die Beschichtung von Oberflächen mit ultraharten Schichten ist denkbar und hier sind die Anwendungsmöglichkeiten fast unbegrenzt.Und wenn man einmal vollständig verstanden hat, wie das Gehirn funktioniert, können viele Krankheitsbilder wahrscheinlich besser behandelt werden.